Takahashi Sky 90
TMB 105-mm f/6.2

Hochleistungsrefraktoren, Testbericht Teil 2
Diese Teleskope versprechen sowohl große Gesichtsfelder als auch Beobachtungen mit hoher Vergrößerung, außerdem noch gute fotografische Möglichkeiten. (Verfaßt von Alan Dyer) Im Testbericht des vorhergehenden Monats testeten wir drei apochromatische Refraktoren der 4-Zoll-Klasse: Den Borg 100ED, den Orion/Vixen VX114-ED und den Televue-NP 101. In diesem Monat beenden wir unsere Marktübersicht der neu auf den Markt gekommenen "Apos" mit dem Takahashi Sky 90 und dem TMB 105-mm f/6.2 und werfen noch einen Blick auf ein anderes Mitglied der TMB-Familie.
Takahashi Sky 90

Takahashis erster Einstieg in die 4-Zoll-Apoklasse ist das Modell FSQ-106, ein f/5 Fluoritrefraktor, der für Großfeldfotografie im Mittelformat optimiert ist. Seit Robert Rendler dieses ausgezeichnete Teleskop schon in der Aprilausgabe von S&T 2000 besprochen hat widmen wir uns jetzt Takahashis jüngstem Modell, dem Sky 90. Unser Testexemplar wurde von dem Takahashihändler aus Oklahoma ausgeliehen.Wie der Name schon andeutet, handelt es sich bei dem Sky 90um einen f/5,6 Refraktor mit 90 mm Öffnung. Er besitzt ein Dublettobjektiv mit einem Fluoritelement zur Reduzierung der chromatischen Aberration.Wenn auch das Sky 90 eine etwas kleinere Öffnung als die übrigen Teleskope unseres Testes hat, ist es dennoch ein Teleskop was jedermann, der einen transportablen Hochleistungsrefraktor sucht, in Betracht ziehen sollte.

Die Mechanik von Takahashi

Die Ausstattung und Verarbeitung des Sky 90 sind hervorragend. Die mit Filz ausgekleidete Taukappe kann komplett zur Lagerung eingeschoben werden oder 31/2 Zoll ausgezogen werden, um Tau von der Frontlinse fernzuhalten. Mit eingeschobener Taukappe ist der Tubus nur 13 1/2 Zoll (34 cm) lang, gemessen vom Linsendeckel bis zur Vorderkante des Okularauszugs mit entferntem 2 Zoll-Adapter. Er wiegt nur 3,9 Kg inklusive Rohrschellen und Sucher aber ohne Zenitspiegel. Es wird dadurch zu einem der kleinsten und leichtesten Teleskope auf dem Markt. Transportfähigkeit ist eines der wichtigsten Verkaufsargumente des Sky 90.Der Okularauszug läuft samtweich, ohne Schifting, Spiel und ruckfrei, wenn er hinaus oder herein gedreht wurde. Er kann beim Fotografieren fest geklemmt werden. Die Klemm- und Bedienungsknöpfe sind groß genug, um auch mit Handschuhen bedient werden zu können. Der Okularauszug hat 62 mm Verstellweg, genug um mit einer großen Anzahl von Okularen zurecht zu kommen. Ich hatte keinerlei Probleme beliebige 2 Zoll und 1 1/4-Zoll-Okulare scharf zu stellen. Ich benutzte für diese Versuche den mit dem Teleskop mitgelieferten 2 Zoll-Zenitspiegel.Der Zenitspiegel benutzt einen eliptischen Spiegel voller Dicke, der komplett frei von Astigmatismus ist. Der Zenitspiegel sitzt sehr stramm im Okularauszug aber einmal an Ort und Stelle, konnte ich die Feststellschraube lösen und den Zenitspiegel verdrehen ohne befürchten zu müssen, daß der Spiegel herausrutschte, sich der Fokus veränderte oder im schlimmsten Fall aus dem Teleskop herausfallen würde.Der Okularauszug kann nicht gedreht werden, jedoch man kann ihn leicht vom Tubus abschrauben z.B.. um ihn bei Flugreisen im Handgepäck mit zu nehmen oder bei rigorosen Gebäckkontrollen einen Blick in das Tubusinnere zu gestatten.Der kleine Takahashi-6x30-Sucher ist ein Prachtstück. Er kostet als Sonderausstattung mit Halterung 160 $, aber ist seinen Preis wert. Das Objektiv ist über das ganze Gesichtsfeld so scharf, wie ich noch in keinem anderen Sucher gesehen habe und der Pupillenabstand auch noch für Brillenträger ausreichend. Der Sucher ist so auf einem längeren Ausleger angebracht, das er bei den meisten Teleskoppositionen gut eingesehen werden kann.

Von uns getestetes Modell:

Takahashi Sky90 mit Standard 2-Zoll-Auszug, 2 Zoll-Zenitspiegel, 1 1/4 Zoll-Adapter und Verlängerunstubus.Optional 6x30-Sucher mit HalterungRohrschellenQ-Extender Bildfeldebner, Kamerawinkelsucher und Kameraadapter.

 


Was wir gut fanden:

Scharfe Optik
Ultrakompakter Tubus

Was wir bemängelten: Die gekrümmte Bildebene erfordert für
Fotografie einen optionalen Bildfeldkorrektor

      Nebenstehend:

Wie bei allen Takahashi-Rohrschellen, ist die Rohrschelle vom Sky90 mit einem 1/4 Zoll-Photogewinde und zwei großen Löchern ohne Gewinde ausgestattet. Sie passt zu der Montageplatte der Takahashi-Montierungen, aber kann leicht an anderen Montierungen, z.B. von Astro Physics oder Losmandy adaptiert werden.

Nebenstehend:
Wie bei allen Takahashi-Rohrschellen, ist die Rohrschelle vom Sky90 mit einem 1/4 Zoll-Photogewinde und zwei großen Löchern ohne Gewinde ausgestattet. Sie passt zu der Montageplatte der Takahashi-Montierungen, aber kann leicht an anderen Montierungen, z.B. von Astro Physics oder Losmandy adaptiert werden.       Nebenstehend:Der Sky90 wird standardmäßig mit einem 2 Zoll-Okularstutzen, 2 Zoll-Zenit-spiegel, einem Verlängerungstubus für Geradsichtbeobachtung und einem 1 1/4 Zoll-Adapter geliefert. Die optionale Ausrüstung besteht aus dem Q-Extender (eine Kombination aus Barlowlinse und Farbkorrekturlinse), der nur 1 1/4 Zoll Okulare und Zubehörteile aufnimmt. Für Fotografie gibt es einen handlichen Kamera-Winkeladapter, welcher die Drehung der Kamera ohne Bildschifting gestattet, außerdem einen Brennweiten-Reducer mit Bildfeldebnung, welcher bei Deep-Sky-Fotografie auf Film erforderlich ist. (Alle Fotografien sind von Alan Dyer)

 

Die Optik von Takahashi

Ein Sterntest mit 170 facher Vergrößerung zeigte geradezu lehrbuchmäßige Abbildung im Fokus mit hellen Sternen, die ein klar definiertes Airy-Scheibchen umgeben von einem scharf definierten ersten Beugungsring zeigten. Sonst war wenig vorhanden-keine unechten äußeren Beugungsringe und wenig Flackern aber Hofbildung der Abbildung. Das Beugungsbild war intra- und extrafokal nahezu identisch und zeigte nur unwesentliche sphärische Aberration. Die Beugungsscheibchen waren rund ohne eine Spur von Astigmatismus, der Sterne in die Länge ziehen oder verzerren könnte oder feine Planetendetails verschleiern könnte. Der doppelte Doppelstern Epsilon Lyrae wurde klar getrennt mit schwarzem Himmel zwischen den Komponenten und ohne Lichtsäume um die vier Airyscheibchen. Dies ist ein Teleskop mit erstklassiger Optik.Jupiter erschien in einem neutralen Weiß vor einem schwarzen Himmel und zeigte nur etwas Farbe am seinem Rand, wenn das Bild unscharf gestellt wurde, in intrafokalen Fokus Magenta und extrafokal Gelbgrün Bei hoher Vergrößerung zeigten die hellen Sterne Vega und Arktur keine merkbaren blauen Halos. Beim Verstellen der Schärfe zeigte Vega ein Beugungsmuster mit blaurotem Rand und einer grünlichen Scheibe intrafokal und einen gelbgrünen Rand

und ein magentafarbene Scheibe extrafokal.Obwohl der Grad der chromatischen Aberration kaum unangenehm auffiel, bietet Takahashi optional ein Zubehörteil an, um die geringen Farbfehler noch weiter zu reduzieren. Der Q-Extender für 270 $ besteht aus einer Barlowlinse mit 4 Elementen, welche die Brennweite des Teleskops 1,6-fach verlängert, was sehr nützlich ist, um hohe Vergrößerung mit so einem kurzbrennweitigem Teleskop zu erreichen.Noch wichtiger ist, dass der Q-Extender die chromatische Aberration reduziert. Wenn man ihn einsetzte, waren die Farbränder beim hin und herdrehen der Schärfe um den Fokus herum, viel weniger augenscheinlich. Der helle Rand des Mondes war nahezu farblos intra- und extrafokal. Gleicherweise zeigte Jupiter nur einen blassen blaucyanfarbigen Rand intrafokal und einen leicht gelbgrünen Rand extrafokal. Welche Farbe sich einstellte tauchte erst allmählich beim Defokussieren auf, wodurch die Tiefenschärfe der farbreinen Abbildung verbessert wurde.So gut wie er auch war, der Q-Extender brachte die Farben nicht völlig zum Verschwinden. Es ergab sich nicht derselbe Grad an Farbreinheit des Sky 90, wie bei den 3-Linsigen Hochleistungsrefraktoren von Astro-Physics, TMB oder Televues neuem NP 101.Im Vergleichstest mit 100mm-Refraktoren zeigte der Sky 90 wie zu erwarten war nicht so schwache Sterne wie die größeren Fernrohre. Nichtsdestoweniger, der Unterschied war gering. Der Sky 90 liefert gegenüber den 4-Zoll-Modellen den Vorzug eines kompakteren Designs. Es ist für jedermann diese Klasse von Teleskopen zu erwägen, der Wert auf gute Transportfähigkeit legt.

Fotografie mit dem Takahashi
Nachgeführte Aufnahmen enthüllen eine kleine Schwäche des Sky 90 - eine gekrümmte Bildebene. Der Effekt ist ganz offensichtlich bei Aufnahmen mit Kleinbildkameras. Nur Sterne innerhalb eines 20 mm-Kreises werden als scharfe Punkte abgebildet.Dieses bildfehlerfreie Feld ist groß genug um viele CCD-Kamera-Chips auszuleuchten, jedoch Aufnahmen von Sternfeldern auf 35 mm-Film sind sicherlich ein Kompromiss. Die Lösung für diesen Fall ist Takahashis optionaler Fokalreducer mit Bildfeldebnung für den Sky 90, ein Zubehör für 340 $. Damit wird aus dem Sky 90 ein f/4,5-System mit 405 mm Brennweite mit einem großzügigen Feld von 3° x4 1/4°.Was will man mehr, das Feld ist fast perfekt, mit punktförmigen Sternen bis in die Bildecken: Mit dem Reducer/Bildfeldebner wird aus dem kleinen Sky 90 eine schöne Weitfeldoptik für Astrofotografie.

Eindrücke von Takahashi
Eine andere hervorstechende Eigenschaft des Takahashi 90 ist seine fehlerlose Abbildung auf der optischen Achse. Obgleich nicht so farbrein wie in den besten High-End-Apos sind die Bilder außergewöhnlich scharf und kontrastreich, sie zeigen vom Mond und Planeten Details, wie man sie von einem Fernrohr dieser Öffnung nicht besser erwarten kann. Für hohe Vergrößerung ist der Q-Extender ein empfehlenswertes Zubehörteil.Das gekrümmte Bildfeld wirkte sich nicht nachteilig bei niedrigen Vergrößerungen aus. Weitfeldansichten mit dem Televue 35-mm Panoptik und dem 31 mm-Nagler Okularen zeigten einige flackernde Sterne in den25% des Gesichtsfeldrandes, aber nicht in einem unangenehmen Ausmaß. Viele übliche Weitwinkelokulare erzeugen weit mehr eigene Bildfehler bei niedrigen Vergrößerungen als die Optik des Sky 90.Von 5° großen Ansichten der Milchstraße bis hin zu hochaufgelösten Planetenbildern, dieses Teleskop leistet beides. So gesehen ist das Sky 90 das ideale Teleskop für mobile Beobachter, weil es maximale Leistung mit minimaler Größe vereinigt. Wenn Sie wunderschön gefertigte kompakte Teleskope
mögen, werden Sie sich ein Sky 90. wünschen.

Links: Ein Qualitätsmerkmal der Takahashi-Optik ist daran zu erkennen, dass das Objektiv des Sky90 so ausgezeichnet vergütet ist, dass die Reflexionen so schwach sind, dass das Glas fast unsichtbar ist. Das Tubusinnere ist mit matter Farbe geschwärzt und der Tubus besitzt drei Blenden, um Streulicht zu unterdrücken.


TMB 105-mm f/6.2

Nicht zwei Apos sind gleich. Fast jeder apochromatische Refraktor auf dem Markt benutzt eine einzigartige Linsenkonstruktion b.z.w.Konfiguration um die Forderung nach farbreinen Bildern mit hohem Kontrast zu erfüllen. Für seine Refraktorreihe hat Astro Physics sich lange auf Objektive mit drei Elementen, die ein "Super ED"-Element enthielten, verlassen.. Nun hat der Optikkonstrukteur Thomas Back seinen Namen (Oder wenigstens seine Initialen) einer neuen Serie von konkurrierenden Apos mit Triplett verliehen, der TMB-Serie. Sie enthält Refraktoren von 80 mm (Neuheit im Jahr 2002) Öffnung bis hinauf zu 355 mm.
Für unseren Bericht haben wir das Modell mit 105 mm Brennweite und f/6.2 ausgewählt.

TMB-Teleskope sind von vielschichtiger Herkunft. Thomas Back entwirft die Optiken. Die Linsen werden in Rußland von LZOS, einem Zeiss-Vertragshersteller (www.lzos.ru/ASTROMIR/astrole.htm) hergestellt und vergütet. Die Linsen werden in Deutschland von Markus Ludes, Besitzer von "APM Teleskope", ein Hersteller und Vertreiber von hochwertigen Teleskopen, getestet. Die Objektivfassungen, Fernrohrtuben und Okularauszüge werden in Deutschland gefertigt. Die optischen und mechanischen Komponenten werden dann an Thomas Back in Ohio versandt, um dort zusammen montiert und einer Endprüfung unterzogen zu werden.

Unsere Testeinheit (Serie #062) wurde leihweise von Thomas Back zur Verfügung gestellt. Kunden können die komplett montierten Geräte mit Garantie direkt von TMB-Optical beziehen. Sie sind ebenso in Europa über APM-Telescopes und dessen Vertragshändler zu beziehen.

TMB 105 mm f/6,2 Refraktor

Das von uns getestete Basissystem bestand aus:
TMB 105 mm f/6,2
Refraktor mit 1 _ Zoll-Adapter, Rohrschellen und einem passenden Aluminiumkoffer.Optional ist ein Bildfeldebner für Mittelformatfotografie erhältlich.

Die Mechanik des TMB

Als ich den TMB in die Hand bekam, war mein erster Eindruck "toll". Das ist ein solides Teleskop! Voll ausgestattet wiegt es 10,3 Kg und ist damit das schwerste 4 Zoll-Teleskop, welches mir je begegnet ist. Es wiegt soviel wie die meisten 5-Zöller der Wettbewerber und der Tubus hat einen so großen Durchmesser, dass zufällige Betrachter meinen, es handele sich um ein 5 Zoll-Teleskop.

Wenn man aber die Taukappe einschiebt und den 4 Zoll langen Verlängerungstubus vom Okularauszug entfernt schrumpft das Teleskop auf kompakte 43 cm Gesamtlänge. Das Teleskop auf die Länge bringen ist etwas Arbeit, weil man die Taukappe erst dann zurückschieben kann, wenn man die Rohrschellen nach hinten schiebt oder ganz entfernt.

Die kräftigen Rohrschellen haben oben und unten plane Flächen, die jeweils mit drei 1/4² -Gewinden versehen sind, wodurch man ohne Mühe Montageplatten oder Rohrschellen für Leitrohre montieren kann.

Der 7x50-Sucher hat eine Halterung von der Stärke eines Schlachtschiffes. Die Halterung wird auf zwei soliden Pfosten auf dem Okularauszug befestigt, wodurch man den Sucher schnell demontieren und montieren kann, ohne Verlust der Justierung. Das Okular des Suchers ist fokussierbar und hat auch für Brillenträger genügenden Abstand der Austrittspupille. Ich beurteile die optische Qualität des Suchers als durchschnittlich, an den Rändern des Gesichtsfeldes sind die Sterne durch Aberration etwas aufgebläht.

Unser Testinstrument war mit einem riesigem Okularauszug mit 3 Zoll Durchmesser aus gestattet.. Der Zahnstangentrieb lief sehr weich, ohne Bildschifting und ohne Spiel. Der gesamte Okularauszug ist drehbar, um das Zenitprisma, die Fokussierknöpfe oder den Sucher in die günstigste Stellung zu bringen. Das Bild verschob sich, wenn ich den Okularauszug zum Drehen lockerte, aber das Bild kehrte in seine Ausgangslage zurück, wenn ich den Auszug in seiner neuen Position fixierte.

Der große Okularauszug des TMB mit 3 Zoll Durchmesser ist groß genug, um eine Mittelformatkamera ohne Vigne-tierung anzubringen. Für die meisten Anwendungen wird ein Verlängerungstubus in den Auszug eingeschraubt, der entweder einen Okularstutzen und falls nötig einen 1 1/4 Zoll-Adapter oder den großen Flatfieldkorrektor für die Pentax 6x7Kamera aufnimmt.

Die Fokussierknöpfe sind Grund zur Freude — für präzise Einstellung groß dimensioniert und am Umfang mit 5 Gummiringen ausgestattet, die gut zu greifen sind und bei Frostwetter auch mit bloßen Händen zu bedienen sind. (Ich kann auch keine Kamera mit Handschuhen scharf stellen, deswegen bin ich von der TMB-Lösung so angetan.).In ähnlicher Weise sind auch alle Einstell- und Befestigungsschrauben mit Gummiringen belegt, die jeweils in winzigen Rillen gelagert sind. Das ist wirklich Liebe zum Detail.

Weiterhin sind alle kleinen Knöpfe untereinander auswechselbar, dadurch hat man sofort Eratz, falls man einen wichtigen Knopf verliert. Der Okularauszug hat einen 70 mm Verstellweg, das war für jedes von mir eingesetzte Okular ausreichend zum scharf stellen. Einmalig für Refraktoren ist der TMB-Okularauszug für den Einsatz eines Binokulars vorbereitet. Bedingt durch den langen Lichtweg durch die Prismen erfordern die meisten Binokulare einen Okularauszug mit zusätzlichem Verstellweg von einigen Zoll nach innen gegenüber der normalen Einstellung. Der TMB-Okularauszug hat jedoch einen 4 Zoll-Verlängerungstubus, der wenn er entfernt wird den Binokulareinsatz ohne zusätzliche Optik (im Allgemeinen ein Barlowlinse) ermöglicht. Dadurch war ich in der Lage das größtmöglichste Gesichtsfeld mit einem Binokular auszunutzen. Das ergab geradezu spektakuläre Panorama- und fast dreidimensional wirkende Bilder.

 

 

Der TMB-Tubus ist einzigartig mit seiner Fähigkeit ein Binokular ohne zusätzliche Optik einzusetzen, indem man einfach den 4 Zoll langen Verlängerungstubus entfernt.

Die Optik von TMB

Die optische Qualität des russischen Objektivs war keine Enttäuschung. Im direkten Vergleich mit einem TMB 100 mm f/8-Triplett-Refraktor (siehe weiter unten) zeigte das lichtstärkere Instrument gerade mal einen Hauch eines Farbrandes, wenn ich die Beugungsscheiben von Sternen innerhalb und außerhalb des Fokus betrachtete. Der längere f/8 TMB, ebenfalls mit russischer Optik war völlig Farbfrei beim verstellen der Schärfe.

Mit dem f/6,2-Instrument ergab der Sterntest keinerlei axiale Abberrationen, in Verbindung mit einer Spur sphärischer Aberration bzw. Kugelchromasie außerhalb des Fokus. Die Beugungsfiguren innerhalb und außerhalb des Fokus waren absolut identisch.

 

Der TMB 105-mm f/6,2-Refraktor hat ein Triplett-Objektiv mit Luftspalt und einem Super ED-Element. Alle Linsen sind makellos vergütet. Die Taukappe, der Tubus und der Okularauszug sind mit Samt belegt. Der Tubus enthält außerdem drei Blenden, die mit Aluminiumabstandshülsen montiert sind.

Bei 220-facher Vergrößerung (Mit einem Tele Vue 3 mm Radian-Okular) erwiesen sich Jupiter und Saturn als extrem scharf und kontrastreich, wobei sie so sicher ,scharf zu stellen waren, wie ich es noch nie in kleineren Teleskopen gesehen habe. Der Mondrand und die Kraterränder waren farbfrei, ebenso die Venus. Der doppelte Doppelstern Epsilon Lyrae wurde in vier Lichtpunkte, die winzigen Tröpfchen weißer Farbe auf schwarzem Himmel glichen, aufgelöst. Diese waren von einem einzelnen schwachen Beugungsring umgeben. Bei niedriger Vergrößerung mit einem 35 mm Panoptik-Okular sah man im gesamten Gesichtsfeld stecknadelförmige Sterne, ausgenommen in den äußersten Gesichtsfeldrändern, wo die Sterne anfingen einen leichten Flaum zu bekommen.

Kurz gesagt, das sind Optiken, die den Optikliebhaber begeistern. Meiner Meinung nach wird man keinen schärferen apochromatischen Refraktor finden.
In einigen Fällen, wie bei dem Tele Vue-102 und dem FS-102 erlaubt die f/8-Alternative einen einfacheren optischen Aufbau mit noch zur Apo-Klasse gehörenden Abbildungseigenschaften und zu einem geringeren Preis als die Modelle mit schnelleren Öffnungsverhältnissen. Bei den TMB-Teleskopen sind der Preis und der optisch Aufbau nahezu identisch, aber das f/8-Instrument bietet eine Extraklasse an optischer Qualität. Ich hatte die Gelegenheit einen Vergleichstest des TMB 105 mm f/6,2 mit dem TMB 100 mm f/8-Teleskop (Beide Teleskope von "Astronomics" ausgeliehen) durch zu führen. Weil optische Aberrationen bei schnellen Teleskopen schwerer zu beherrschen sind, sind die langsameren Teleskope in der optischen Leistung eine Kleinigkeit besser als ihre langsameren Geschwister. Obwohl beide Teleskope auf der optischen Achse bemerkenswert frei von optischen Aberrationen waren, zeigte das f/6,2-Modell eine leichte Andeutung von Farbrändern bei den Beugungsfiguren bei extrafokaler und intrafokaler Einstellung von Sternen, ein Effekt der sich nur im unmittelbaren Vergleich mit dem grundsätzlich farbfreien f/8-Teleskop bemerkbar machte.

Der TMB 100 mm f/8-Refraktor hat bewiesen, dass er eine Optik hat, die jeden Vergleich mit einem beliebigen Refraktor aushält, ob es nun irgendein von mir getestetes Teleskop oder ein von mir selbst benutztes Teleskop zu beliebigem Preis war.

Der Preis, den man für diese Perfektion zahlt ist ein 15 cm längerer Tubus. Außerdem ist durch das langsamere Öffnungsverhältnis des TMB f/8-Modell das Instrument für Deep-Sky-Fotografie weniger geeignet. Jedoch für visuellen Gebrauch, für Beobachtung von Mond und Planeten ist ein 4 Zoll f/8 die beste und manchmal die preiswertere Wahl.

Fotografie mit dem TMB

Einem durch Astro-Physics gesetztem Standard sind die TMB-Refraktoren für Mittelformatfotografie bis zum Format 6x7 konstruiert. Obgleich dieses Format, seitdem es CCD-Kameras mit immer größeren Chips gibt, an Bedeutung verloren hat, wird das Mittelformat immer noch von fortgeschrittenen Astrofotografen benutzt, um spektakuläre Astroaufnahmen herzustellen.

Ich habe das TMB 105-mm f/6,2-Teleskop sowohl mit Kleinbild- als auch mit Mittelformatkameras getestet. Die 35 mm-Aufnahmen wurden direkt mit der Hauptoptik im Fokus gemacht, während das Mittelformat den Flatfieldkorrector mit 3 Zoll Æ erforderte, ein Zubehörteil für 595$, ein beeindruckendes Teil aus Glas.

Bei der Verwendung von 35 mm-Film zeigt sich das gekrümmte Bildfeld, dass ich auch schon bei anderen Triplett-Refraktoren wahrnahm. Außerhalb eines zentralen Feldes von 24 mm Durchmesser verlängern sich die Sterne schlierenförmig, entsprechend Koma und Astigmatismus und erweitern sich bis zur abweichenden Schärfeeinstellung. Diese Effekte sind jedoch sogar in den äußersten Bildecken noch ziemlich maßvoll und sind bei kleinen Ausdrucken oder flüchtiger Prüfung nicht sichtbar. Deshalb gibt es auch keinen Flatfieldkorrektor für Perfektionisten, die ausschließlich mit 35 mm-Kameras arbeiten.

Dafür gibt es den großen TMB-Flatfieldkorrektor, der direkt an das Pentax 6x7-Gehäuse (die meistens für Astrofotografie verwendete Kamera) angeschlossen wird. Testfotos mit diesem Korrektor zeigten lediglig in den Bildecken von 6x7-Fotos noch etwas Restkoma. Nachdem wir mit Thomas Back gesprochen hatten, folgerten wir, dass dies auf einen kleinen Fabrikationsfehler bei den ersten Exemplaren zurückzuführen war. Er versicherte mir, dass stecknadelförmige Sternabbildung bis in die Ecken eines 6x7-Bildfeldes als Spezifikation für den Korrektor gelte


Wird eine 35mm Kamera direkt an den TMB 105mm f/6,2 ohne Bildfeldebner angesetzt, werden die Sterne in einem Feld von 24mm Durchmesser scharf abgebildet, nur am Feldrand nicht

Eindrücke vom TMB

Ich habe keine Hemmungen dieses Teleskop zu empfehlen, vorausgesetzt die Käufer beherzigen eine Warnung - der TMB 105 mm f/6,2 ist groß und schwer. Er erfordert eine Montierung mit entsprechender Leistungsfähigkeit. Eine Leichtbaumontierung macht unter dem Gewicht dieses Teleskops schlapp.. Wenn Sie Fotografie mit dem TMB einplanen, ist eine Mittelklassenmontierung wie z.b. die Losmandy G11 die Minimalanforderung. Andererseits finde ich dass die Qualität der TMB-Komponenten in Verbindung mit der Größe und dem Gewicht des Teleskops, einem ein Gefühl von Leistung verleiht, welches zwar unfassbar, aber ungeheuer befriedigend ist. Planen Sie nicht unbedingt dieses Teleskop in einem Transportbehälter zu packen, um damit eine Flugreise zu entfernten Himmeln zu machen.

 

 

Das TMB-Teleskop wird standardmäßig mit einem stabilen Aluminiumkoffer geliefert.

Dieser hat die Abmessungen 51x33x23 cm mit einem Schaumstoffeinsatz für das zusammengeschobenengeschobene Teleskop, diverse Verlängerungstuben, 2 Zoll-Okularhülse und für einen 7x50-Sucher

Zusammenfassung des Refraktortests

Es ist eine Erklärung des letzten Willens für die Popularität dieses Hobbys, dass sogar in diesem scheinbaren Nischenmarkt der Hochleistungsteleskope —von schnellen 4 Zoll-Refraktoren — dass mit den in diesem und dem Vormonat besprochenen 5 Teleskopen sich eine große Vielgestaltigkeit ergibt. Jedes Teleskop hat seine besonderen Kaufgründe. So fragt man, welches ist das Beste.

Klassifizierung der optischen Eigenschaften

Optisch sind die Refraktoren Tel Vue-NP101 und der TMB 105 mm wegen ihrer fehlerlosen Abbildung auf der optischen Achse zur Spitzenklasse zu rechnen, wobei der TMB 6,2 einen Hauch schlechter in der Farbkorrektur ist als der NP101. Diese Teleskope sind so gut, wie man sie nur machen kann.

Eine kleine Ecke schlechter ist der Takahashi90 wegen seiner Eigenschaft einen geringen Betrag an chromatischer Aberration des Dublett-Objektives, die sogar noch bei Verwendung des Q-Extenders merkbar ist. Der Borg 100ED hatte eine leicht bessere Farbkorrektur als der Sky90 ohne Q-Extender. Aber der Borg 100ED zeigte eine unbedeutend schlechtere Korrektur auf der optischen Achse, die sich etwas auf die Farbkorrektur auswirkte, wenn es galt die schärfste Abbildung bei hoher Vergrößerung zu erreichen. Der Vixen VX114-ED steht an fünfter Stelle wegen seiner deutlicheren extrafokalen Farbabeichungen gegenüber dem Sky90 und dem Borg 100ED und wegen der höheren sphärischen Aberration des Vixen-Teleskops. Behalten Sie im Auge, dass ich die Teleskope mit dem kritischen Blick von jemand betrachte, der nach Hochleistungsteleskopen sucht.

Rangliste der Transportfähigkeit und fotografischen Möglichkeiten

Trotz seiner Herabstufung beim visuellen Gebrauch, ist der Vixenrefraktor die beste Wahl als Astrofotografieinstrument. , eine Aufgabe, bei der geringe axiale Aberrationen nur eine unbedeutende Rolle spielen. Weitaus wichtiger für gute Fotos sind die größere Brennweite, die große Öffnung und das geebnete Bildfeld des Vixen-Refraktors. Ich empfehle den Vixen-Refraktor denjenigen angehenden Astrofotografen, die begrenzte finanzielle Möglichkeiten haben.

Der Borg 100ED hat ein ähnlich flaches Bildfeld (obwohl er etwas geringere Brennweite und etwas weniger fotografische Lichtstärke hat) bei einer wundervollen Kompaktheit, die ihn zum idealen Reiseinstrument machen. Ich hätte sicherlich viel Spaß damit bei meiner nächsten Australienreise.

Kürzer, aber nicht leichter als der Borg ist der Takahashi90. Wenn Sie den Himmel visuell erforschen wollen, ist der Sky90 der schärfste kleine Refraktor auf dem Markt Sein Tubus hat dieselbe physikalische Länge wie der Megrez80 von Orion, den ich im Heft Oktober 2001 besprochen habe, hat jedoch 10 mm mehr Öffnung und die verbesserte Farbkorrektur eines echten Apochromaten. (Der Halbapochromat Megrez80 ist 0,9 Kg leichter als der Sky90) . Alles in allem muss man jedoch für visuelle und fotografische Höchstleistung noch den Preis des Q-Extenders oder des Flatfieldkorrektors dazurechnen.

Die Größe der Teleskope in Rela-tion zueinander geht aus dem Gruppenfoto hervor. Die Taukappen sind mit Ausnahme des TMB, bei dem die Rohrschellen das Einschieben verhindern, und des Vixen, der eine fixe Taukappe hat, eingeschoben

Obgleich länger und schwerer als die Teleskope von Borg und Takahashi, hat der Tele VueNP 101 eine unübertroffene Optik, mit dem zusätzlichem Vorzug eines ebenen Bildfeldes für Weitwinkelansichten und Großfeld-Astrofotos. Das ist ein Teleskop für jeden Zweck.

Mit seinem gekrümmten Bildfeld ist der TMB nicht so gut für 35 mm-Fotografie optimiert wie der Tele Vue, der Vixen oder der Takahashi (mit Flatfieldkorrektor), aber für Mittelformatfotografie ist der TMB die einzige Wahl, vorausgesetzt Sie benutzen den Flatfieldkorrektor. ( Borg bietet andere Modelle an, die für Mittelformatfotografie geeignet sind) für den visuellen Gebrauch bietet der TMB eine nahezu perfekte Optik an, die mit den besten Triplett-Apochromaten am Markt mithalten kann. Die mechanischen Teile aus Deutschland sind hervorragend und der Tubus einzigartig mit der Möglichkeit alle Binokulare einzusetzen, ohne dass eine Barlowlinse erforderlich ist. Der Nachteil des TMB besteht in seinem großen Gewicht und der dafür erforderlichen größeren Montierung.

Was ist also das beste Teleskop. Es hängt von Ihren speziellen Wünschen ab. Aber knochenharte Refraktorfans möchten alle haben.

Hochleistungsrefraktoren im Überblick:

Modell

Optik

Farb-korrek-tur.(1)

Achsiale Abbildung

Bildebnung (mit Korrektor)

Mecha-nik

Gewicht in Kg(2)

Länge in cm (3)

Borg 100ED

ED-Dubl.

B+

B

B+(A+)

A

3,6

56

VixenVX114ED

ED-Dub-lett mit Flatfieldk.

B-

B-

A-

B

5,6

71

Takah. Sky90

Fluorit-Dublett

B(A-) (4)

A

B-(A+)

A

3,9

37

TeleVue NP101

ED Petzval 4 Elemente

A+

A+

A+

A

4,9

66

TMB 105mm f/6,2

Super ED Tripl.

A

A+

B(A)

A+

10,3

58,5


Bemerkungen zu den Zahlen in Klammern:
  1. Die Buchstaben entsprechen der relativen Bewertung durch den Autor
  2. Das angegebene Gewicht enthält die Rohrschellen und den Sucher aber nicht das Zenitprisma.
  3. Die Länge des kompletten Teleskops mit zurückgeschobener Taukappe, soweit dies möglich ist.
  4. Die Beurteilung in Klammern erfolgt mit dem optionalen Q-Extender

Übersetzung des Originalartikels "Premium Refraktors, Part 2" aus Sky & Teleskope, Juni 2002 durch Reiner ten Hoevel für Fernrohrland.