Ein Filter für den Blaubereich eines Refraktors (Minus Violett-Filter)
(Übersetzung aus Sky & Telescope Jan.2002 Testbericht von Dennis di Cicco) durchReiner ten Hoevel
Seit der Zeit von Galilei haben sich die Fernrohrbauer mit dem Problem der achromatischen Aberration herumgeschlagen – ein optischer Effekt, der durch die Eigenschaft einer einfachen Linse entsteht, die unfähig ist, alle Farben eines Lichtstrahles in einem gemeinsamen Brennpunkt zu vereinigen. Durch Verwendung von exotischen Gläsern und raffinierte compu-teroptimierte Konstruktionen und Objektive mit vielen Linsen haben moderne Optiker die chromatische Aberration praktisch beseitigt, aber nur zu erheblichen Kosten. Zwar sind die Achromaten (Objektive mit zwei Elementen) von heutzutage gegenüber ihren Vorläufern aus vergangener Zeit wesentlich besser geworden, jedoch leiden preisgünstige Refraktoren unter übrig gebliebenen Farbsäumen. Im Okular zeigt sich dies durch einen blauen oder violetten Halo von unfokussiertem Licht, welcher helle Sterne umgibt. Ebenso macht sich dieser Effekt an scharfen Kontrastübergängen, wie am Rand des Mondes, bemerkbar.
Bild mv1 Einige Beobachter finden solche Farbsäume störender als andere, aber die Streitfrage ist mehr als nur eine Frage der Ästhetik. Wenn auch der blasse Farbsaum nicht sonderlich auffällt, so lauert er doch stets bei Ansichten des Mondes und der Planeten und verhindert die Beobachtung von feinen Details mit niedrigem Kontrast.
Das neue Minus Violett-Filter von Sirius ist ein Hightech-Kniff einer alten Technik der Verwendung von Filtern, um die chromatische Aberration zu unterdrücken. Das MV 1-Filter wird mit Methoden moderner dielektrischer Vergütungstechnik hergestellt, welche die Transmission bei Wellenlängen kleiner als 450 Nanometer um mehr als 50% verringert, während der Rest des visuellen Spektrums fast ungehindert durchgelassen wird.
Ich habe das Filter an mehreren billigen Refraktoren, mit Öffnungen zwischen 60 und 102 mm und Öffnungsverhältnissen von f/5 bis f/13, getestet. In den Instrumenten mit mäßiger chromatischer Aberration reduzierte das Filter die Farbsäume von hellen Sternen fast bis zur Unsichtbarkeit. Wie ich erwartet hatte, war die Wirkung bei Instrumenten mit stärkeren Farbsäumen weniger dramatisch. In allen Fällen wurde jedoch durch das Filter der Kontrast bei Mondbeobachtungen verbessert, speziell beim Beobachten mit hoher Vergrößerung.
Die wahre Überraschung kam jedoch, als ich selbst an einem teuren Apochromaten eine Verbesserung des Kontrastes feststellte. Da ich diesen Effekt für eingebildet hielt, probierte ich das MV 1-Filter an einem 6-Maksutow-Newton-Reflektor – ein Instrument, welches keine Spur von Farbverfälschung zeigt. Selbst an diesem Instrument bewirkte das Filter ein leichte Kontrastverbesserung. Ich kann das nur mit einer Farbabweichung meines eigenen Auges erklären. Das beruht auf der Tatsache, dass das menschliche Auge nicht besonders gut farbkorrigiert ist, und durch Reduzierung des auf die Netzhaut fallenden Lichtes der Bildkontrast verbessert wird, der selbe Vorgang der in einem Teleskop mit chromatischer Aberration stattfindet.
Die Kehrseite der Medaille bei der Benutzung des Filter ist eine leichte gelbe Tönung des Bildes. Diese ist besonders auffällig, wenn man Objekte mit neutraler Färbung wie den Mond beobachtet. Besonders tritt dieser Effekt auf, wenn ein Rest des Dämmerungslichtes den Himmel aufhellt, weil das Filter den blassblauen Hintergrund mit einer seegrünen Tönung versieht. Der Farbeffekt bei Jupiter und Saturn war derselbe wie bei der Verwendung eines leichten Gelbfilters, er brachte ein leichte Kontrastverbesserung der orangenen und braunen Bänder Jupiters. Ebenso wurden die blauen Girlanden in Jupiters Atmosphäre dunkler.
Wenn auch das MV 1-Filter keine perfekte Lösung für Niedrigpreis-Refraktoren darstellt, so verbessert es in jedem Fall das Bild, speziell von Mond und Planeten.