Virus Teleskopius und die Schnäppchenallergie |
Diesen
Text haben wir von einem Kunden für die Veröffentlichung zugeschickt
bekommen.
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Nach einem ,eher zufälligen,
Besuch auf einer Sternwarte, fing ich den mir unbekannten Virus Teleskopius,
ein. Aber, der Reihe nach, beginnen wir mit der Sternwarte: Auf der Heimfahrt
beschloss ich: Ich will mein eigenes Teleskop, ohne Andere die in der
Kuppel gierig warteten bis ich endlich Platz am Okular machte. Dies teilte
ich noch in der Nacht, telefonisch meiner besten Freundin mit. Zwei Tage
später stand sie mit einem Teleskop vor meiner Tür. Ungläubig
starrte ich auf das Teil, das viel kleiner war als das Monster von der
Sternwarte. Sie bekam es von einer befreundeten Familie. Unsicher schaute ich vorn seitlich in das Teleskop. Was ich sah war erbärmlich! Unscharf und verzerrt sah ich den Mond. Zudem wackelten die Stativbeine wie Grashalme im Wind. Durchgefroren und enttäuscht verlies ich den Ort der Schmach. Die gelben Seiten zeigten mir den Weg zum nächsten Geschäft, das sich mit Fernrohre auskennt. Ich erzählte
dem Verkäufer mein Leid. Er nickte verständnisvoll und klärte
mich auf, das sich bei meinem Teleskop um den klassischen 114/900 Einsteigernewton
handelt. Abgründe der Unwissenheit taten sich auf, als er seltsame
Dinge faselte wie Fangspiegel Öffnungsverhältnis, Okularsteckmass,
Gesichtsfeld und Austrittspupille. Ergänzend zu seiner Einführung
in das Teleskopwissen verkaufte er mir den sogenannten Fernrohrführerschein.
Der Verkäufer nahm sich über eine Stunde Zeit für mich
und hat mir dabei wichtige Grundkenntnisse beigebracht. Sich hier zu informieren
und dann woanders kaufen, das wäre, zumindest für mich, äusserst
unanständig. Nach dem Lesen und so mit den Grundkenntnissen bewaffnet, machte ich mich über den Newton her. Da ich Handwerker bin stellte die Herstellung eines Stativ kein Problem dar. Okularauszug erneuert, Spiegel justiert, Plössls gekauft, und wieder gings hinaus, aber nicht mehr unter die Lampe! Höllisch schwer geworden das Ganze, aber kein Wackeln mehr. Na also geht doch, der Mond war hell und scharf, die Plejaden ne Wucht! Zufrieden ging ich heim. Dennoch fragte etwas in mir: bist du wirklich zufrieden? Warum etwas lassen das gut ist? Der Virus Teleskopius war aktiviert! Durch immer mehr Bücher wuchs natürlich mein Wissen! Tragbar, zahlbar, handlich, unkompliziert und schnell auf und abgebaut muss es sein. Ein Goto-Teleskop, das war meine Lösung! Um Vorabinformationen
zum Teleskop zu erhalten und um die Astronomen im Fernrohrland nicht überzustrapazieren,
überflog ich diverse Astronomieforen in denen einige Händler
ihre Ware wie Sauerbier anbieten, und man das Gefühl nicht los wird,
wenn man 14 Tage später zugeschlagen hätte, wer es wohl billiger
gewesen. Sozusagen die ewige Schnäppchenjagd. Hier, in dieser Liga,
gehts um Umsatz, egal wie. Und dann sind da noch die selbsternannten
Forengötter die ihre Ratschläge los werden wollen und sich dabei
noch zanken. Auf diese Art der Konversation kann ich definitiv verzichten! Zudem verfüge
ich als bodenständiger Handwerker nur über ein begrenztes Budget
und das muss überlegt eingesetzt werden. Das Fachgeschäft, zu
dessen Belegschaft ich mittlerweile einen netten Kontakt habe, die haben
bestimmt so ein Goto ! Eine Beratung durch den Verkäufer entpuppte
sich als hoffnungslos, weil mich nichts und niemand von einem anderen
Teleskop hätte überzeugen können! In dem Shop stand genau
das Objekt meiner Gier! Gebraucht klein, handlich alles automatisch! Sterne
suchen und finden, wann gehen die Planeten auf, alles kein Problem! In der darauffolgenden
Nacht, suchten das Goto, die Betriebsanleitung und ich nach anderen Highlights
im Universum, und es stand fest: Wir passen nicht zusammen. Ein paar Tage später
beschloss ich ein rein mechanisch solides Teleskop zu kaufen! Meine Verkäufer
vom Fernrohrland berieten mich diesmal sehr entschlossen zu einem 12 Zoll
Dobson. Durch monatelanges Lesen entsprechender Literatur, war mein Wissen
zu Teleskopen soweit, das ich dem Verkäufer ein paar unbequeme Fragen
zwecks des Dobsons stellen konnte, die er mir souverän beantwortete.
F5? Höchstanforderung an Okulare, das wusste ich, verdrängte
es aber. Noch am selben Abend war der Himmel glasklar und ich fuhr einige
Kilometer in die Dunkelheit. Die Einfachheit und Stabilität dieses
Systems und auch das erträgliche Gewicht überzeugten mich. Der
grosse Spiegel lächzte nach Licht und er präsentierte mir Andromeda!
Das Preiswertokular
brachte ich zurück und nach geraumer Zeit gönnte ich mir ein
Traumokular, und mit ihm die Gewissheit: das Beste für das Schönste(Universum)!
Viele Objekte habe ich mit meiner Ausrüstung beobachtet, es war jedes Mal Konzentration, Neugier, Träumen, Wahrnehmen und Geniessen !Eines schönen Tages, unverhofft, kam er zurück: Virus Teleskopius Wie sind wohl Linsenteleskope,
Maksutows, Schmidt-Cassegrains. Hab ich irgendwas verpasst? Mit den Jahren wuchsen
auch meine Fachkenntnisse. Meine Suche galt einem Planetenspezialisten
mit perfekten Abbildung. Keines der Fernrohre überzeugte mich, die
Optiken waren mehr oder weniger alle irgendwie gleich. mal grösser
mal kleiner, mal besser mal schlechter, nichts dabei das Emotionen auslöst,
oder meinem Dobson ernsthaft hätte Paroli bieten können. Eines Tages stellte mir mein Berater vom Fernrohrland seinen 4Zoll Apochromaten der Referenzklasse zur Verfügung. Reinrassige Apos sind sehr teuer, das wusste ich aus Büchern, und ich wusste auch warum. Mehr konnte ich mir darunter nicht vorstellen. Die Nacht der 1.Beobachtung mit dem Apo stand bevor. Ich war aufgeregt wie ein Karnickel dem der Wolf auf den Fersen ist. Das was ich dann im Okular sah, ist schwer zu beschreiben: Ein Paukenschlag in meinen Augen. Rezeptoren im Ausnahmezustand. Pupille tanzt mit Linse. Als Hauptgericht: Saturn knackscharf,garniert mit nadelfeinen Diamanten auf schwarzem Samt. Dieser kleine Apo verwandelt Sterne zu Edelsteinen. Die Tür zum Universum hat sich geöffnet! Noch nie, nicht annähernd oder auch nur ansatzweise, hab ich Sterne oder einen Planeten so perfekt und messerscharf erblickt. Dieses Fernrohr verkörpert Überlegenheit. So wie die Zauberer die diese Linsen gerechnet und geschliffen haben. Meine Hochachtung vor Menschen die ihren Beruf lieben, Erfahrung ein Gesicht geben, stolz auf ihr Können sind, mit Leidenschaft versuchen, Perfektes zu geben, und ein Ergebnis abliefern, das nur sehr schwer, oder gar nicht mehr zu toppen ist! Solche grandiosen
Meister sind rar geworden. Sie hoffen dass ihre Arbeit nie zum Schnäppchen
deklassiert wird. Wie übrigens jeder von uns hofft, das seine Arbeit
nicht im Sonderangebot endet. Auch so mancher Internetastrohändler
sollte seine Situation überdenken: Ich bin weiterhin
mit meiner Ausrüstung sehr zufrieden und geniesse die Vielfalt der
praktischen Astronomie. Es gibt unendlich viel zu sehen. Eine Zwischenkauf
wird es nicht geben! Wenn dann nur einen selektierten Apochromaten der
Spitzenklasse. Irgendwann mal, vom Fernrohrland. Er wird mein Sortiment
krönen. |
Fernrohrland
im Haus von PHOTO UNIVERSAL Max-Planck-Str.28 70736 Fellbach
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